Projekte
projectEAST – EurAsia Science Transfer
Seit 2008 kooperiert der Lehrstuhl mit dem vom BMBF geförderten Projekt projectEAST, das den Wissenstransfer aus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in die regionale Wirtschaft zum Ziel hat. Im Wintersemester 2008/09 wurden unter Leitung von Frau Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost in einem studentischen Projekt am Beispiel von regionalen Produkten aus der Nahrungsmittelbranche Präsentationen zum Konsumentenverhalten in Japan, spezifischen Nachfragestrukturen und Konsumentenprofile erarbeitet.
Partnerschaft als neues Prinzip der japanischen Kommunalpolitik: Wandlungspotenziale für bürgernahe Politik
Projektleiter: Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Mai Aoki, M.A., Karoline Haufe, M.A.
Partner: Prof. Dr. Minoru Tsubogo, Prof. Dr. Yutaka Tsujinaka, Prof. Akio Igarashi
Angesichts struktureller Arbeitslosigkeit, sinkenden Steuereinnahmen, einer Überforderung des Staates bei der Wahrung sozialer Sicherungssysteme und sich abzeichnenden neuen Anforderungen an staatliche Leistungen als Folge des demografischen Wandels werden in zahlreichen hoch entwickelten Dienstleistungsgesellschaften zur Bewältigung der anstehenden Probleme die Beziehungen zwischen Zentralstaat und Kommunen sowie zwischen diesen und den BürgerInnen neu gestaltet.
Dies gilt auch für Japan. Mit der Dezentralisierungsreform aus dem Jahre 2000 hat ein grundlegender Wandel im Verhältnis zwischen Zentralstaat und Kommunen eingesetzt, das nun als „gleichberechtigtes Kooperationsverhältnis“ beschrieben wird. Der Wandel geht einher mit einer neuen Anerkennung von BürgerInnen als politisches Subjekt.
Konkret sind seit Mitte der 1990er neue Entwicklungen im Verhältnis von Staat und BürgerInnen zu beobachten, die sich ergänzen und gegenseitig verstärken.
- Auf der programmatischen Ebene ist in bürgernahen Politikfeldern ein Wandel von einer Allzuständigkeit der öffentlichen Verwaltung hin zu kooperativen Handlungsmustern von Staat, BürgerIn und Unternehmen festzustellen. Dies gilt für die Umweltpolitik, die Bereiche soziale Dienste und Stadtentwicklung.
- Zur Stärkung einer programmatisch gewollten Einbindung der BürgerInnen in die (Kommunal)politik sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für ziviles Engagement verbessert worden.
- Auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger ist seit einer Dekade eine starke Zunahme an politischem Engagement festzustellen, das sich u.a. in der Durchführung von Referenden, einem Boom an NGO- Gründungen und Netzwerken ausdrückt.
Kommunen und BürgerInnen bewegen sich also aufeinander zu.
Hier setzt ein neues Forschungsprojekt unter dem Arbeitstitel „Lokale Zivilgesellschaft in Japan: Partnerschaft als neues Prinzip der japanischen Kommunalpolitik“ an. Es verfolgt das Ziel, thematische Netzwerke von Verwaltung, NGOs, Kommunalpolitikern und anderen lokalen Akteuren in japanischen Kommunen empirisch zu untersuchen und Aufschlüsse darüber zu erlangen, ob und in welcher Form hier neue Potenziale für eine bürgernahe und partizipatorische Politik entstanden sind. Mithilfe von maximal kontrastierenden Fallstudien soll anhand konkreter kommunaler Problemstellungen Kooperationsformen, Konfliktlinien und Handlungsrestriktionen der kommunalen Akteure in Umweltschutz, Stadtsanierung und sozialen Dienste untersucht werden.
Erwartet wird von der vergleichende Analyse der Fallstudien Auskunft darüber, ob die neuen Formen politischer Kooperation auf lokaler Ebene in Japan einerseits zu einer Erhöhung von Bürgernähe und kommunaler Problemlösungskapazität führen, zum anderen aber weitergehend einen Demokratisierungsschub auf kommunaler Ebene implizieren.
Das Projekt wird von der DFG ab Februar 2006 finanziert und von Mai Aoki, M.A., Karoline Haufe, M.A., Jana Lier, M.A. und Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost als Projektleiterin am Seminar für Japanologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bearbeitet.
Jugenddevianz in Japan - Bedingungen für Konformität und Abweichung
Laufzeit: 1998 - 2001
Finanzierung: Volkswagenstiftung
Projektleitung: Prof. Dr. G. Foljanty-Jost
Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Anne Erbe, M.A. (bis Mai 2000), Dr. Manuel Metzler (bis Juni 2001), Anne Metzler, M.A. (bis Sept. 1999)
Seit Beginn der neunziger Jahre wurde in der japanischen Öffentlichkeit Gewaltkriminalität und anderes abweichendes Verhalten von Kindern und Jugendlichen zunehmend problematisiert und als Indikator für Werteverlust der Jugend und Krise der Schulen interpretiert. Das Projekt knüpfte an diese japanische Diskussion an, folgte ihr aber nicht umstandslos. Angesichts der Neigung von Massenmedien, Gewalttaten, zumal von Jugendlichen, zu dramatisieren, wurde in einem ersten Arbeitsblock die sogenannte Krise der Jugend mithilfe unterschiedlicher Datensätze versucht zu rekonstruieren. Hierzu wurde eine umfassende Bestandsaufnahme von Definitionen und Quantität abweichenden Verhaltens Jugendlicher in Japan erstellt. Als Zwischenergebnis kann festgehalten werden: im internationalen Vergleich ist die Anzahl der jugendlichen Gewalttäter in Japan sehr gering, abweichendes Verhalten spielt sich vor allem in Bereichen ab, die hierzulande eher als altersspezifisches Experimentieren mit Normverletzungen hingenommen werden. Die hohe Sensibilität der japanischen Öffentlichkeit gegenüber jeder Form von abweichendem Verhalten entspricht insofern nicht dem tatsächlichen Ausmaß von Problemverhalten von Schülern und Schülerinnen. Hier schließt die zentrale Frage des Projekts an: welche Strategien werden von der Institution Schule eingesetzt, um normkonformes Verhalten zu sichern und wie reagiert sie auf abweichendes Verhalten von Schülern und Schülerinnen.
Zur Beantwortung dieser Frage wurden von drei japanischen Mittelschulen in Niigata Fallstudien in einem Methodenmix aus Dokumentenanalyse, beobachtender Unterrichtsteilnahme, leitfadengestützen Schülerinterviews und Expertengesprächen mit Lehrern angefertigt und entlang kontrolltheoretischer Grundkategorien analysiert.
Die Ergebnisse zeigen an allen untersuchten Schulen ein ähnliches Vorgehen: normkonformes Verhalten wird durchgesetzt, indem wünschenswertes Verhalten unermüdlich thematisiert wird, völlig unabhängig davon, ob die Schülerschaft Problemverhalten zeigt oder nicht. Die Einhaltung der Normen wird von den Lehrern kontinuierlich kontrolliert und auch marginale Verstöße werden korrigiert. Selbst bei schweren Verstößen wird solange das Gespräch mit den „Übeltätern" gesucht, bis sie Einsicht zeigen. Prävention von Problemverhalten und Durchsetzung von normkonformem Verhalten folgen der Idee, Schüler und Schülerinnen, wenn möglich, allein durch Schaffung positiver Bindungen an die Schulgemeinschaft zur Befolgung der Normen zu bewegen, wenn nötig mit moralischen Druck, aber nicht durch Sanktionen oder Ausschluss aus der Gemeinschaft.
Der Abschlussbericht ist 2003 beim Peter Lang Verlag erscheinen.
Ökologische Netzwerke in Deutschland und Japan
Laufzeit: Januar 2000 -
Finanzierung: Japanisches Kultusministerium / Tamaki Foundation
Projektleiter: Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost
Wissenschaftliche Hilfskräfte: Susanne Brucksch, Kenji Iikura
Partner: Das Projekt wird auf deutscher Seite in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für Umweltpolitik an der Freien Universität Berlin durchgeführt. Auf japanischer Seite ist Kooperationspartner das Institut für Politikwissenschaft an der Tsukuba Universität in Tsukuba (Prof. Dr. Yutaka Tsujinaka)
Kurzbeschreibung:
Internationale Kooperation im Umweltschutz setzt Kenntnisse im Hinblick auf nationale politische Entscheidungs- und Implementationsstrukturen voraus. In diese Strukturen sind in unterschiedlichem Ausmaß und mit unterschiedlicher Verhandlungsmacht Institutionen der Politik, der Wirtschaft sowie der Zivilgesellschaft eingebunden. Das Projekt hat eine empirische Erhebung der am umweltpolitischem Prozeß beteiligten Institutionen in Deutschland und Japan zum Gegenstand. Hierzu werden in beiden Ländern ca. 120 der wichtigsten Institutionen aus den genannten Bereichen zu ihren Kooperations- und Handlungsmustern befragt. Ziel ist zunächst für Deutschland und Japan jeweils einen empirisch fundierten Überblick über das umweltpolitische Handlungssystem zu erstellen und in einem zweiten Schritt die spezifischen Aushandlungs- und Kooperationsmuster in umweltpolitischen Entscheidungsprozessen beider Länder miteinander zu vergleichen.